Mit tollen Zeichnungen von Nora Barsch!

 

 

                                aus  „Der Einbruch“

  

Michael ging mit seinem roten Rucksack sein Fahrrad schiebend die enge Gasse hinunter, an deren Ende das Antiquitätengeschäft Köting lag. Allerlei Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Vielleicht war die Frau auf dem Überwachungsvideo gar nicht die selbe, die er damals in Kötings Laden gesehen hatte. Vielleicht sah sie der Frau einfach nur verdammt ähnlich? Er war ganz in Gedanken, als er plötzlich mit einem alten bärtigen Mann zusammenstieß, der gerade aus einem Lebensmittelgeschäft kam.

„Au! Kannst du nicht aufpassen?“, brummte der Mann verärgert. „Eine Jugend ist das heutzutage!“ Ehe Michael wusste, was passiert war, bog der Mann auch schon um die nächste Straßenecke und war verschwunden.  Er konnte sich nicht einmal entschuldigen.

‚Dann eben nicht!‘, dachte Michael ‚hat er eben Pech gehabt!‘

Nur ein paar Häuser weiter war das Antiquitätengeschäft. Michael sah sich durch die Schaufensterscheibe die alten Sachen in der Auslage an. Manche Dinge waren schon so abgegriffen, dass er sich einfach nicht vorstellen konnte, dass jemand dafür noch viel Geld ausgeben würde. ‚Es sind wohl Liebhaberstücke‘, dachte er. Er stellte sein Fahrrad in die nächste Straße und ging zum Geschäft zurück. Als er hinein ging, klingelte leise ein kleines Glöckchen an der Tür. Der Laden war ein großer Raum mit allerlei Krimskrams. Es war angenehm warm. Vor einem großen alten Bild stand Herr Köting und unterhielt sich mit einem Kunden.

Man schien ihn nicht zu bemerken. Michael machte seine Jacke auf, schlich langsam durch die Gänge und stöberte ein wenig in dem antiken Zeug herum. Er tat so, als ob er etwas Bestimmtes suchen würde. Dabei hatte er Herrn Köting immer im Augenwinkel. Nach einer Weile huschte er unauffällig hinter einen antiken, dunklen Schrank.

Er wartete und wartete, der Kunde wollte einfach nicht gehen, immer hatte er eine neue Frage. Michael wurde es immer heißer. Er zog seine dicke Winterjacke aus und setzte sich an die Erde. Endlich ging der Kunde und sie waren allein im Raum. Herr Köting hatte ihn wohl wirklich nicht bemerkt, denn er verschwand hinter einem Vorhang ins Hinterzimmer. Das war der Augenblick, auf den Michael gewartet hatte. Er nahm seinen Rucksack und seine Jacke und schlich sich leise hinterher, bis er den Vorhang erreicht hatte.

Da hörte er Stimmen: „Wenn wir die Sachen morgen in die Schweiz bringen, haben wir´s geschafft“, hörte Michael einen Mann sagen.

Dann sprach eine Frau. „Ich will das Geld aber jetzt haben. Wer weiß,  ob du zurückkommst!“

„Was denkst du nur von mir!“, sagte nun der Mann. „Natürlich komme ich wieder. Sonst wissen die Bullen gleich, dass ich da mit drin hänge.“

 „Aber eine Anzahlung auf die Zehntausend musst du mir schon geben! Ich muss schließlich  für ´ne Weile von der Bildfläche verschwinden.“ Die Frau hörte sich ziemlich böse an.

Plötzlich wurde es leise und die beiden flüsterten etwas. Im nächsten Moment schnappte eine starke Hand nach Michael und zog ihn in das Hinterzimmer.

 

 

 

                 

                                         

 

 

 

 

                       aus  „Die Sache mit dem Hund“

 

  Die rote Morgensonne kletterte ganz langsam am Himmel empor. Es versprach, ein herrlicher Sommertag zu werden.

Tobias und Michael lagen in ihren Betten und schliefen tief und fest – bis die ersten hellen Sonnenstrahlen Michael direkt ins Auge trafen. Mit einem Mal sprang er auf und rief: „Einen Namen braucht er, Tobias! Einen Namen!“

„Was ist passiert?“ Tobias wurde aus einem tiefen Traum gerissen. „Spinnst wohl, mitten in der Nacht die Leute zu wecken!“ Er war sichtlich sauer.

„Weißt du was, Tobi?“, beschloss Michael „Unser Kampfterrier! Ich denke, er soll Walter heißen.“

„Walter!“, gähnte Tobias „Was für ein Name! Aber bitte, wenn du unbedingt willst, einen Namen muss er ja haben.“

An diesem Tag standen die Beiden früher auf, als sonst. Michael fuhr noch vor dem Frühstück mit dem Fahrrad hinab nach Meisdorf, um Futter für Walter zu besorgen, schließlich brauchte der ja auch etwas zu fressen. Als er Walter nach dem Frühstück fütterte, verputzte der kleine ausgehungerte Hund eine ganze große Büchse Hundefutter.

„Mein Gott, der hat aber Hunger!“ Tobias und Michael konnten es nicht fassen, als sie das sahen.

„Komm!“, sagte Tobias plötzlich hektisch. „Sieh mal auf die Uhr! Lass uns das Burgtor öffnen, es ist schon Zeit! Die Ersten kommen gleich!“

Dieses Mal wollte Michael bei den Eintrittskarten und Andenken helfen. Und so erklärte Tobias sich bereit, im Restaurant bei Herrn Ahrens mit zuzufassen.

Es wurde wirklich ein herrlich warmer Tag. Zur Mittagszeit war das Restaurant brechend voll und auch die Tische im Biergarten davor waren fast vollständig belegt.

Tobias hatte heute viel zu tun. Schließlich konnte er nicht zusehen, wie Herr Ahrens und die neue  Aushilfe alles allein bewältigen mussten. Er räumte die Teller ab und half beim Kellnern. Andauernd riefen die Gäste ihm etwas zu, wie: „Wie lange soll ich noch warten?“ oder „Kann ich endlich zahlen?“ Tobias wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand.

„Ja, ja, der Chef kommt gleich!“, rief er völlig genervt und lief zurück ins Restaurant, um die Getränke zu holen.

Walter war in der Zwischenzeit auch nicht ganz untätig. Angebunden an den Fahrradständer knabberte er den ganzen Vormittag an seiner Leine, und das mit großem Erfolg. Auf einmal sah man ihn über den Burghof flitzen, geradewegs in Richtung Biergarten. Der Geruch gegrillten Fleisches hatte ihn wohl magisch angezogen. Als Erstes schnappte er sich eine schöne lange Bockwurst, die ein etwas älterer Herr schon in seiner Hand hatte und sich gerade in seinen Mund schieben wollte. Dabei schubste Walter auch dessen Bier und den mit Pommes und Ketchup gefüllten Teller auf seine helle Hose, dass es nur so spritzte.

Im ersten Moment blieb dem Mann das Wort im Halse stecken, doch dann schrie er wie verrückt: „Na warte! Wenn ich dich erwische!“

Walter war schon um die nächste Ecke, als Tobias mit vollem Tablett aus dem Restaurant kam. „Hast du das gesehen?“, rief der ältere Herr mit seiner mit Ketchup und Bierflecken beschmutzten Hose Tobias zu.

„Was gesehen?“, fragte Tobias verwundert. „So beruhigen sie sich bitte!“

„Was? Beruhigen?“, schrie ihn der Mann da plötzlich an.

„Sieh dir mal meine Hose an! Das war so ein komischer kleiner Hund. Wem gehört der eigentlich? Wenn ich den erwische! Der kann was erleben!“

Tobias brach der Schweiß aus. Er ahnte das Schlimmste. Er druckste herum.

„Welcher Hund? Wo ist er denn?“

„Eben war er noch da. So ein kleiner Gefleckter“, sagte der Mann verärgert.

‚Oh Mist! Es kann nur Walter gewesen sein.’ dachte Tobias und zuckte unmerklich zusammen.

„Tut mir leid“, sagte er laut, Unwissenheit vortäuschend.  „Aber Sie sehen ja, ich hab´ im Moment viel zu tun! Da kann ich mich nicht um irgendwelche Hunde kümmern.“

Schnell ging er mit seinem Tablett zum nächsten Tisch, wo schon auf die Colas gewartet wurde. Der ältere Mann brabbelte sich etwas in seinen Bart hinein und ging dann in Richtung Toilette, wohl, um sich sauber zu machen. Tobias atmete beruhigt aus. Das schien noch einmal gut gegangen zu sein.

Damit war der Spuk allerdings nicht vorbei.